Am heutigen 31.07. gab Heise in einer Newsticker-Meldung bekannt, dass die iPad-App für das Magazin Mac & i jetzt in einer völlig neu gestalteten Version 2.0 vorliege. Im Artikel wird unter anderem erwähnt, dass es zwei Ansichten für die Artikel gibt, eine sogenannte interaktive Ansicht und eine dem Layout der Druckvorlage getreue PDF-Ansicht.

Neugierig geworden, lud ich mir die App sogleich auf mein iPad Mini herunter. Die App enthält die Ausgabe 5 von Mac & i gratis zum Ausprobieren.

Und ich war sehr positiv überrascht! Die Artikel, die Artikelübersicht, das Inhaltsverzeichnis, die Einstellungen, alles ist komplett mit VoiceOver zugänglich. Solange man in der interaktiven Ansicht bleibt, die auf HTML basiert, hat man vollen Zugriff auf den Artikeltext. Auf Kästen kann man springen, man kann sogar Links zu anderen Ausgaben folgen, wenn diese ebenfalls heruntergeladen sind.

Damit wird das bisher komplett unzugängliche Magazin auf einen Schlag für blinde und sehbehinderte Leser zugänglich. Heise erwähnt in dem oben verlinkten Artikel, dass sämtliche Ausgaben für diese neue App nachbearbeitet wurden, um für alle die interaktive Ansicht zur Verfügung zu stellen.

Lediglich, wenn man in die PDF-Ansicht wechselt, steht man wie früher als Blinder im Wald. Zum Glück ist der Button für den Wechsel zurück auf die interaktive Ansicht weiterhin verfügbar.

Auch wenn in einem Artikel Videos verlinkt sind, sind diese problemlos aufrufbar. Es startet der in iOS übliche Video-Player, der ja von haus aus zugänglich ist.

Will man mehr als nur die Beispielausgabe lesen, kostet ein Magazinheft als In-App-Kauf 7,99 €. Entscheidet man sich, ein Abonnement abzuschließen, bekommt man für 8 Euro pro Ausgabe (32 Euro für 4 im Jahr erscheinende Ausgaben) die Printausgabe ins Haus geschickt und hat ebenfalls den Zugriff auf sämtliche auch zurückliegenden Ausgaben. Man muss dazu lediglich die bei der Bestellung des Abos erhaltenen Zugangsdaten in die App eingeben.

Auch die C’T als iPad-App verfügbar 🔗

Im Newsticker-Beitrag wird erwähnt, dass auch die C’T-App fürs iPad kürzlich in Version 2.0 neu erschien und die beiden Apps im Funktionsumfang angeglichen seien.

Zwar gibt es für die C’T seit Herbst 1998 das kostenlose Abonnement für Sehbehinderte, wenn ich jedoch mal so ehrlich sein darf: Eine in einer Zip-Datei enthaltene lose Sammlung von ASCII-Dateien ist in Zeiten mobiler Konsumierung von Nachrichteninhalten per iPad & Co. nicht mehr zeitgemäß. Ich habe die C’T in den letzten Jahren nur noch sehr punktuell gelesen, weil das Entpacken, herumsuchen im Inhaltsverzeichnis nach interessanten Artikeln, das dann zu erfolgende Aufrufen der entsprechenden ASCII-Datei und das Suchen des Artikelanfangs (wenn es mehrere Artikel pro Datei gibt), mir schlicht und einfach zu mühsam wurden. Auch änderten sich immer wieder mal die Formate, mal gab es Umlaute, dann Entitäten, dann wieder Umlaute, dann Umlaute in mit meinem Mac nur noch nach Konvertierung kompatiblem Format usw., usw., usw. Kurzum: Es nervte! Aber wie heißt es so schön: Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, und da es bislang noch keine für uns lesbare Alternativversion gab, sondern lediglich unzugängliche PDFs, habe ich das Abo einfach laufen lassen.

Diese Einstellung änderte sich rapide heute, als ich nach Download der C’T-Magazin-App feststellte, dass sie vom Layout her identisch zur App vom Magazin Mac & i ist. Ich schrieb den Leserservice eine Mail, in der ich fragte, ob es möglich sei, das Sehbehinderten-Abo in eines fürs iPad umzuwandeln, weiterhin ohne die Printausgabe erhalten zu müssen. Die Antwort kam nach ein paar Stunden und beschied, dass dies zur Zeit nicht möglich sei, dass der Vorschlag aber zur Prüfung an die entsprechende Stelle zur Weiterentwicklung des Angebots weitergeleitet worden wäre.

Nun gibt es in meinem Haushalt eine sehende Person, nämlich meine Herzdame, die auch gern mal in Computerzeitschriften schmökert. Ich nahm die Entwicklung daher zum Anlass, uns für die C’T ein Abonnement zu bestellen, und zwar in der Abo-Plus-Variante, in der man eben nicht nur die jährlich 26 Printausgaben, sondern auch den Zugriff auf das iPad-Archiv erhält.

Nach der prompten Freischaltung stand mir das Archiv auch sofort im Kiosk der C’T-App zur Verfügung. Die Artikel aktueller Ausgaben (laut Auskunft eines C’T-Redakteurs alle ab 10/2012) lassen sich genauso lesen wie die bei Mac & i. Einziger kleiner Wermutstropfen: Enthält ein Artikel Tabellen, werden diese noch nicht als HTML-Tabellen ausgezeichnet, sondern entweder als Grafik dargestellt, die natürlich nicht auslesbar ist, oder als unübersichtliches Fließtext- oder Listenkonstrukt, das nicht besonders übersichtlich ist. Eine Grafik unterscheidet sich daher nicht von anderen Abbildungen. Es wäre wünschenswert, die Daten einer solchen Tabelle tatsächlich als HTML-Datentabelle aufzubereiten, so dass die Daten im Zugriff sind. In der ASCII-Ausgabe für Sehbehinderte sind solche Tabellen übrigens einfach von links oben nach rechts unten (im Tabellengitter gerechnet) aneinander gereihte Zeilen. Will man diese vernünftig auswerten, muss man sie z. B. per CSV-Import in Excel importieren. Eine korrekte Umwandlung der zweifellos strukturiert vorliegenden Rohdaten in eine HTML-Tabelle wäre also sehr zu begrüßen!

Zu beachten ist, dass bei weitem nicht alle Ausgaben als HTML-Version vorliegen, sondern nur die Ausgaben ab C’T 10/2012. Ob ältere Ausgaben noch folgen, bleibt abzuwarten. Bei der Menge an Artikeln und Ausgaben (etwa 400) halte ich das jedoch für eher unwahrscheinlich. Man kann also bei der Recherche schon öfter auf unzugängliche PDFs stoßen. Neue Ausgaben sind aber auf jeden Fall auch als HTML-Version verfügbar und somit für unseren Personenkreis lesbar. Wer wie ich auf ein iPad-Abo umstellt, sollte also die alten Ausgaben im ASCII-Format für den Bedarf der Recherche nicht löschen, sondern gut archivieren!

Fazit 🔗

Mit Erscheinen der Mac-And-i-App 2.1 wird das Magazin erstmalig für blinde Leser zugänglich. Aktuelle Ausgaben der C’T lassen sich auf dem iPad mit der App deutlich komfortabler lesen als als Lose-ASCII-Datei-Sammlung. Lediglich die Einschränkung, dass Tabellen nicht als HTML-Tabellen, sondern als Vollgrafiken dargestellt werden, ist sehr ärgerlich und ein Umstand, der hoffentlich bald der Vergangenheit angehört! Die Artikel bieten ansonsten einen echten Mehrwert: Verlinkungen, Multimediainhalte wie Videos usw., die mit der ASCII-Ausgabe nie möglich waren.

Als IT-Mensch kann ich nur sagen: Dies ist mal wieder ein riesiger Zugewinn an Zugänglichkeit für blinde und sehbehinderte Leser! Heise haben hier definitiv einen richtigen Schritt gemacht, indem sie die interaktive Version gleichberechtigt neben eine dem gedruckten Layout entsprechende PDF-Variante gestellt haben! Die interaktive Version ist übrigens, wenn verfügbar, die Standardeinstellung, so dass man keine großen PDF-Mengen herunterladen muss, wenn man dies nicht möchte.

Ein riesiges Dankeschön an die Entscheider und Entwickler bei Heise für diese Bereicherung!