mytaxi ist eine app-basierte Vermittlung von Taxifahrten, die auch Menschen mit Behinderungen enorme Vorteile bietet. Hier ein paar Tipps aus meiner Erfahrung als regelmäßiger mytaxi-Nutzer.

Die Vorgeschichte 🔗

Manche Blogleserinnen und -leser erinnern sich vielleicht noch an den Dezember 2012, als ich einen Artikel veröffentlichte, in dem ich mytaxi als „Accessibility-Vaporware“ bezeichnete. Ich schimpfte damals deutlich darüber, dass trotz meiner Anmerkungen und Hilfsangebote an das Entwicklerteam dieses Hamburger Startups seit über einem Jahr (von meinem ersten Kontakt an gerechnet) keine Verbesserungen für VoiceOver-Benutzer unter iOS in Sicht waren.

Nun, es freut mich immer, wenn sich solche Artikel irgendwann überholt haben. So ist dies auch bei mytaxi passiert, und zwar schon relativ kurz nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte. Es ist verschiedenen Faktoren geschuldet, dass ich nicht früher drüber berichtet habe, unter anderem auch meiner eigenen Nachlässigkeit, für die ich mich hier in aller Form entschuldigen möchte.

Jedenfalls kontaktierte mich das mytaxi-Team einige Monate später, und zusammen arbeiteten wir daran, die Apps für iOS und Android zugänglicher zu machen. Als die Apps in einem als wirklich benutzbar zu nennenden Zustand waren, veröffentlichte mytaxi darüber sogar eine Pressemitteilung (nicht getaggtes, aber lesbares PDF), die von mehreren Medien aufgegriffen wurde.

Seitdem wird darauf geachtet, ob neue Funktionen mit VoiceOver oder TalkBack zugänglich sind. Und selbst wenn mal was schief geht und man dies meldet, wird zügig nachgebessert.

Die Grundfunktionen von mytaxi 🔗

Der Ablauf ist im Grunde so:

  1. Man öffnet die App und wird geortet.
  2. Nach Bestätigung der Abholadresse kann man entweder das Taxi sofort bestellen oder Bestelloptionen festlegen. Tut man dies zum ersten Mal, kann man Standards speichern. Diese können später auch aktualisiert werden. So kann man festlegen, dass Stammfahrer bevorzugt werden sollen, ob man ein rollstuhlgerechtes Taxi braucht, ob eine Standardanmerkung immer eingefügt werden soll usw.
  3. Nach dem Tippen auf Taxi Bestellen wird ein Taxi gesucht. Wird es gefunden, werden der Name des Fahrers, für Sehende ein Foto des Fahrers, Typ und Nummernschild des Taxis und die ungefähre Anfahrtszeit angezeigt. Diese aktualisiert sich, je näher der Fahrer einem kommt.
  4. Ist der Fahrer angekommen, signalisiert er das dem mytaxi-System durch seine Fahrer-App. Ist man selbst gerade in einer anderen App oder ist das Handy gesperrt, erhält man eine Pushbenachrichtigung. Sehr praktisch auch, wenn man selbst noch zu Hause ist und erst hinaus gehen will, wenn das Taxi angekommen ist.
  5. Am Ende der Fahrt kann man entweder per App oder per Bargeld bezahlen. Entscheidet man sich fürs Zahlen per App, übermittelt der Fahrer dem Fahrgast den Fahrpreis, der Fahrgast kann ein Trinkgeld festlegen, wobei hier 10, 15 oder 20% fest vorgegeben sind, ggf. das Zahlungsmittel auswählen und dann per Antippen des Bestätigen-Schalters die Zahlung einleiten. Hat man ein Handy mit Fingerabdrucksensor, und hat man dies eingerichtet, kann man nun per Fingerabdruck die Zahlung autorisieren, ansonsten muss man die PIN eingeben, die man beim Einrichten von mytaxi angelegt hat.
  6. Nach erfolgreichem Zahlungsvorgang kann man noch Fahrer und Fahrzeug bewerten, den Fahrer ggf. als Stammfahrer hinzufügen und den Vorgang so abschließen. Die Bewertung kann man aber auch später vornehmen, wenn man es gerade z. B. eilig hat und dies später in Ruhe machen möchte.

Es gibt auch einige Sonderfunktionen wie z. B. an einigen Flughäfen das schnelle Rufen eines in der Nähe befindlichen mytaxi. Auch sehr praktisch sind sogenannte Einsteigerfahrten. Man ist irgendwo, winkt einem Taxi, steigt ein und kann am Ende trotzdem per App bezahlen, indem man selbst und der Fahrer die mytaxi-App öffnet und diese sich gegenseitig finden. Der Fahrer übermittelt den Fahrpreis, und der Rest läuft ab wie oben beschrieben.

Nach jeder Fahrt erhält man die Quittung automatisch per E-Mail zugeschickt, man muss also nicht umständlich mit Papierquittungen hantieren und diese dann ggf. erst scannen, bevor man sie bei Reisekostenabrechnungen einreicht. Außerdem gibt es ein monatliches Fahrtenbuch, das ebenfalls per E-Mail kommt.

Wo liegen die Vorteile für Menschen mit Behinderungen? 🔗

Zum einen weiß man schon im Vorwege, wer kommt. Selbst wenn man das Bild nicht sehen kann, weiß man, was für ein Taxi kommt, den Namen des Fahrers usw. Bei Anrufen in einer Taxizentrale, gerade in größeren Städten, weiß man nicht, wer tatsächlich kommen wird. Eine der größten Taxizentralen in Hamburg gibt zwar z. B. die Nummer des Wagens durch, aber das sagt einem immer noch nicht, welcher Fahrer drin sitzt.

Man hat weiterhin eine direkte Kontaktmöglichkeit zum Fahrer, wenn man z. B. Schwierigkeiten hat, sich zu finden. Sowohl Fahrgast als auch Fahrer hinterlegen nämlich ihre Handynummern, so dass sowohl per SMS als auch per Anruf ein Austausch erfolgen kann. Telefoniert man nicht oder nicht gern, kann man dies ebenfalls angeben und z. B. auf Kontakt per SMS bestehen. Würde man ein Taxi per Telefonzentrale rufen, hätte man diese Optionen nicht.

Auch der Fahrer sieht im Vorwege, wen er abholt. Ich empfehle unbedingt, ein Profilfoto im fahrgastprofil zu hinterlegen, das euch selbst zeigt, das erleichtert das Auffinden ungemein, gerade in Gegenden, wo ihr selbst euch vielleicht nicht gut auskennt.

Man weiß ungefähr vorher, was die Fahrt kosten wird. mytaxi enthält einen Fahrpreisrechner, der, wenn man neben der Abhol- auch die Zieladresse eingibt, den ungefähren Fahrpreis berechnet.

Ich persönlich finde das Zahlen per App unheimlich praktisch. ich hantiere nicht mehr gern mit Bargeld, und das Zahlen per App ist eine ganz tolle Möglichkeit, den Fahrer nicht nur zu bezahlen, sondern ihm auch ein angemessenes, weil abstufbares, Trinkgeld zu geben. Auch für den Fahrer ist es ungefährlicher, je weniger Bargeld er im Auto mit sich führt. Er ist dann nämlich weniger interessant als Ziel für Raubüberfälle.

Baut man sich mit der Zeit eine Liste von Stammfahrern auf, sind die Chancen größer, dass man öfter mit Fahrern fährt, die man schon kennt, bei denen man sich sicher fühlt und die flexibel z. B. auf Sonderwünsche oder -bedürfnisse reagieren. Das funktioniert auch städteübergreifend, so dass man Stammfahrer in solchen Städten haben kann, die man häufiger besucht. Auch Fahrer bekommen angezeigt, wenn jemand anfragt, der ihn als Stammfahrer eingetragen hat. So etwas macht man ja in der Regel nur bei Fahrern, mit denen man gute Erfahrungen hat, und der Fahrer bekommt dann auch signalisiert, dass da ein Fahrgast ist, der mit ihm schon mal zufrieden war.

Fazit 🔗

Es gibt natürlich auch andere Fahrtvermittlungs-Apps als mytaxi. Im deutschsprachigen Raum ist mytaxi aber die wohl mit am meisten genutzte App in diesem Bereich. Im englischsprachigen Raum erfreut sich auch der Fahrdienst Uber einer großen Beliebtheit uz. B. unter blinden Fahrgästen, und die Prinzipien sind ähnlich wie hier beschrieben.

Auch zeichnet mytaxi aus, dass sie nach entsprechender Überzeugungsarbeit zu Beginn jetzt sehr hinter dem Thema Mobilität für Menschen mit Behinderungen stehen und darauf achten, dass ihre App auch für Menschen mit Behinderungen nutzbar ist und bleibt. Ich habe ein, zwei andere In Hamburg vorhandene Taxizentralen-Apps ausprobiert, und keine kommt in Puncto Benutzerfreundlichkeit, Komfort und Zugänglichkeit an mytaxi heran.

mytaxi hat auch den Vorteil, dass es sie in vielen Städten Deutschlands, Österreichs und anderer Länder gibt. In jeder „unterstützten Stadt“ hat man also dasselbe System zum Rufen eines Taxis und muss sich nicht neu eingewöhnen.

Ich bin seit längerem überzeugter mytaxi-Fahrer, und vielleicht findet ja auch die eine Leserin oder der andere Leser Gefallen daran!