Bei meiner aktuell laufenden Wohnungssuche bin ich auf das Angebot des Wohnquartiers am osterbekkanal in Hamburg gestoßen. Beim ersten Aufruf der Seite fiel mir auf, dass es Skip-Links gibt, die Seite eine Überschriftenstruktur hat und auch ansonsten sehr übersichtlich gegliedert ist.

Die wahre Überraschung erlebte ich, als ich neugierig auf einzelne Wohnungen wurde und wissen wollte, ob die hinterlegten PDFs eventuell noch mehr Informationen als nur den bloßen Grundriss enthalten. Als das PDF herunterlud und sich öffnete, begann mein Screen Reader sofort mit dem Lesen der PDF-Datei! Kein lästiges Dialogfeld des Adobe Readers „Lesen eines Dokuments ohne Tags“, kein „Dokument wird verarbeitet“-Fortschrittsbalken nach Bestätigung des vorigen Dialogs. Nein, die PDF-Datei öffnete sich ohne weiteres Murren, was bedeutet, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, sie zu taggen und somit barrierefreier zu gestalten! Das erschloss mir nicht den Grundriss selber, aber einige weitere Informationen. Und allein die Tatsache, dass hier mit Barrierefreiheits-Tags versehene (AKA „durchsuchbare“) PDFs hinterlegt sind, ist eine große Überraschung, die es positiv hervorzuheben gilt! 99,9% aller im Netz befindlicher PDFs sind nicht getaggt, und das schließt viele von Behörden und anderen Regierungsorganisationen zur Verfügung gestellte PDFs mit ein! Das Tagging selbst verlangt (bewusst überspitzt formuliert) fast einen eigenen Studienabschluss. 😉

Und hier ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das für den Auftritt für dieses Wohnquartier nicht nur diese, sondern auch noch einige weitere Richtlinien zur barrierefreien Webgestaltung erfüllt:

  • Es gibt mit der Tastatur navigierbare und sichtbar werdende Skip-Links.
  • Verschiedene Sektionen wie die Navigation werden mit versteckten Überschriften für Screen Reader eingeleitet.
  • Der zur Zeit hervorgehobene Menüpunkt ist zwar nicht optisch hervorgehoben, wird aber in der Hauptüberschrift deutlich sichtbar wiederholt.
  • Die Schriften sind skalierbar.
  • Die Kontraste sind ausreichend.
  • Die Seite macht auch ohne Farben eine gute Figur.

Vielen Dank an Kerstin für die visuell feststellbaren Punkte, die ich oben aufgeführt habe!

Ich möchte einfach mal hervorheben, dass ich sehr positiv angetan bin vom Webauftritt für dieses Wohnquartier! Es geht also, man kann eigeninitiativ barrierefreie Webinhalte auch als privatwirtschaftliches Unternehmen gestalten, ohne zwangsweise der BITV zu unterliegen!

Ich hoffe, dass sich an diesem Vorbild so manches andere Unternehmen jeder Branche ein Beispiel nimmt!

Super gemacht, weiter so!