Während meines Aufenthalts in Toronto vom 13. bis 19. November besuchte ich unter anderem auch die Art Gallery of Ontario, welche unter anderem multisensorische Führungen für Menschen mit Behinderungen anbietet.

Zu so einer Tour brachen Jennison Asuncion und ich am Donnerstag, den 18.11., auf. Unsere Tour Guides Jessica und Doris nahmen uns im Foyer in Empfang und führten uns über die geschwungene Rampe in den 1. Stock. Allein diese Rampe war schon ein Erlebnis: Das Geländer war aus sehr reichem Holz gebaut, das sich schon sehr edel anfühlte. Die Rampe wechselt mehrmals die Richtung.

Die Führung begann mit einem Besuch der Sammlung von Ken Thomson. Wir bekamen Glasviolen in die Hand, die aus mehreren Schichten bestehen, wovon die innere Schicht bemalt ist. Die Gefäße enthalten Geruchsproben und wurden unter den reichen Orientalen zu ihren Hochzeiten wohl auch gern als Schnupffläschchen verwendet. 😉

Als nächstes besuchten wir die Canadian collection, eine Sammlung von Werken kanadischer Künstler. Wir beschäftigten uns hier mit einem Bild des Malers Lawren Harris, einem Gründungsmitglied der Group Of Seven. Das Bild entstand 1928 und zeigt eine Landschaft mit Bergen im prominenten Hintergrund, Wolken, die sich fast wie Klauen auf die Bergkuppen stürzen, und einem wellenbewegten Wasser, das direkt auf den Betrachter, der am Ufer steht, zuzuschwappen scheint. Als kleines Experiment hat die AGO zwei Relief-Reproduktionen des Bildes angefertigt, die die verschiedenen Elemente des Bildes mit verschiedenen Texturen darstellten. Wir wurden nach unserer Meinung gefragt und waren beide der Ansicht, dass ein Hybrid der beiden Reliefs das Optimum für eine taktile Reproduktion dieses Bildes darstellen würde.

Danach fühlten wir uns zwei Skulpturen von nach Kanada eingewanderten europäischen Bildhauerinnen an: Eine Skulptur einer trauernden Frau, die etwas abstrakter gehalten war, mit Namen „Grief„, also „Trauer“, und eine Skulptur eines Reiters, der im Einsatz ums Leben gekommen ist. Der Reiter gehört zu einem Typ sehr angesehener Kavallerie-Einheiten der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Nordamerika. Der Reiter, der über die Mähne des Pferdes gebeugt ist, der Schutzschild auf seiner linken Seite, die Konturen des Pferdes, alles sehr klar und wenig abstrakt herausgearbeitet.

Den Abschluss bildete ein Besuch der Galleria Italia mit Werken des Künstlers Giuseppe Penone. Der Baum, der in dieser Galerie ausgestellt ist, wurde so bearbeitet, dass die innersten Bestandteile des Baumes, seine früheste Vergangenheit, fühlbar werden und in der Gegenwart weiterleben können. An verschiedenen Stellen dieser Skulptur fühlt man die unterschiedlichen Lebensstadien dieses Baumes sehr gut.

In dieser Galleria Italia herrscht eine unglaubliche Akustik. Ich konnte mir nicht helfen und musste sie ein bisschen Testen. Einen kleinen Eindruck hiervon vermittelt vielleicht mein AudioBoo. Außerdem machten Tour Guide Jessica bzw. ein Security noch ein paar Fotos:

Die Handschuhe, die wir auf den Bildern tragen, sind zum Schutz der Kunstwerke vor direktem Hautkontakt. Die Handschuhe sind „gefühlsecht““ und nehmen so gut wie nichts von der Wahrnehmung.

Alles in allem war dieser Besuch ein sehr lohnender. Er war sehr vielfältig und gut strukturiert, es gab viel anzufassen und zu lernen. Es ist wünschenswert, wenn solche Touren auch von Museen in Europa viel öfter angeboten werden könnten!