Es ist soweit, iOS 8 ist erschienen! Und es ist Zeit, sich die Neuerungen in puncto Bedienungshilfen anzuschauen. Es gibt einiges zu entdecken. Apple haben mal wieder ein echtes Feuerwerk abgebrannt, was die Neuerungen und Verbesserungen angeht.

VoiceOver 🔗

Im Bereich VoiceOver, der viele meiner Leser am brennendsten interessieren dürfte, haben sich ein paar Dinge getan, die die Arbeit noch einmal deutlich erleichtern könnten.

Brailleeingabe auf dem Touchscreen 🔗

In den Rotoreinstellungen gibt es eine neue Einstellung mit Namen „Braillebildschirmeingabe“. Fügt man diese dem Rotor hinzu, steht in Eingabefeldern eine neue Rotorfunktion gleichen Namens zur Verfügung, ähnlich wie die Handschriftoption in iOS 7. Schaltet man auf diesen Modus um, wird das iPhone, iPad oder der iPod Touch der 5. Generation zur Brailleeingabetastatur. Auf den kleinen Bildschirmen des iPhone und iPods lediglich für 6-Punkt-Braille, auf iPads sogar 8-Punkt-Braille. Dies passiert grundsätzlich im Querformat. Die Home-Taste zeigt hierbei üblicherweise nach rechts. Hier unbedingt auf die Ansage von VoiceOver achten!

Zunächst wird man aufgefordert, die Finger zu kalibrieren. Jeder hält seine Hände etwas anders, und damit das Gerät weiß, wie, und dementsprechend die Braillezeichen deuten kann, muss es ihm beigebracht werden. Zunächst legt man die Finger der rechten Hand aufs Display und wartet zwei akustische Signale ab. VoiceOver sagt dann „Im Erkundungsmodus, Punkte 4 5 6“. Dann hebt man sie an und wiederholt diese Prozedur mit den Fingern der linken Hand für die Punkte 1 2 3. Nun ist man startklar und kann lostippen. Die folgenden weiteren Gesten stehen nun zur Verfügung:

  • Mit einem Finger nach rechts wischen: Leerzeichen einfügen.
  • Mit einem Finger nach links wischen: Letztes Zeichen löschen.
  • Mit einem Finger nach oben oder unten wischen: Vorschläge aus dem Wörterbuch auswählen.
  • Mit drei Fingern nach links oder rechts wischen: Umschalten zwischen Kurzschrift- und Computerbraille-Eingabe, mit der Einschränkung, dass diese auf dem iPhone nur im 6-Punkte-Modus zur Verfügung steht.

Es wird sogar die Eingabe in mehreren Sprachen unterstützt. Schreibt man z. B. viel auf deutsch und englisch, hat man in der Regel auch für beide Sprachen die normale Tastatur installiert. Schaltet man nun vor Betätigen des Rotors die Tastatur auf deutsch oder englisch ein und schaltet dann in den Brailleeingabemodus, erfolgt die Interpretation auch in der gewählten Sprache, also bei Kurzschrift deutsche oder eben englische.

Was Apple hier deutlich besser gelöst hat als die Macher der Software mBraille, ist, dass sie nicht fest vorgeben, wie man die Finger auf einem iPhone plazieren muss. Die sehr abgeschrägte Handhaltung von mBraille konnte ich z. B. nie gut ausführen, während die Brailleeingabe nach der Apple-Methode nach dem Kalibrieren der Finger wunderbar funktioniert.

Das Kalibrieren kann man übrigens jederzeit wiederholen. Wenn man beim Tippen merkt, dass die Finger so doch nicht richtig funktionieren, kann man eine neue Kalibrierung beginnen, indem man die Finger der rechten hand so aufs Display legt, wie es dann am bequemsten ist und die Prozedur dann mit der Linken wiederholt, jeweils bis die zwei akustischen Signale und die VoiceOver-Ansagen erfolgt sind.

Diese Brailleeingabemethode ist ein echter Gewinn für Leute, die gern und viel Braille schreiben oder auch schnell sein wollen. Auch, dass die Kurzschrifteingabe so gut funktioniert, ist ein echter Sprung in der Funktionsvielfalt!

Genauere Einstellung der Brailleein- und -ausgabe 🔗

In den VoiceOver-Einstellungen für Brailleschrift gibt es jetzt genauere Einstellmöglichkeiten für die Aus- und Eingabe von Brailleschrift. Sowohl die Ausgabe als auch die Eingabe per Brailletastatur und Braillebildschirmeingabe können getrennt nach 8-Punkt-Braille, 6-Punkt-Braille (entspricht der deutschen Basisschrift) und Braillekurzschrift eingestellt werden, bei der Einstellung für die Brailletastatur sogar noch zusätzlich, ob eine Braillerückübersetzung stattfinden soll. Schaltet man diese aus, kann man z. B. als Lehrer in Zukunft kontrollieren, ob ein Brailleschüler richtig Kurzschrift schreibt. Für die Bildschirmeingabe steht diese Möglichkeit jedoch nicht zur Verfügung, hier wird immer zurückübersetzt.

Fortlaufendes Lesen 🔗

Ebenfalls in den Brailleschrifteinstellungen gibt es jetzt eine Einstellung, die sich „Automatisches Umblättern“ nennt. In iBooks, Kindle und anderen Anwendungen mit Textausgabe ist es nun endlich möglich, nur mit Hilfe der fortlaufenden Lesetasten der Braillezeile ein ganzes Buch zu lesen, ohne von Hand die Seite umblättern zu müssen.

Audioducking abschaltbar 🔗

in iOS 8 ist es jetzt ähnlich wie in OS X Mavericks endlich möglich, das Audioducking, also das Leiserdrehen der Medienwiedergabe, wenn VoiceOver spricht, an – und abzuschalten. Man geht hierfür in die Rotoreinstellungen und aktiviert den Punkt Audioducking. Will man die Funktion nun umschalten, kann man dies mit Wahl der Rotoreinstellung und dem Wischen nach oben oder unten tun.

Eine neue Tastatureingabemethode 🔗

In der Rotorstellung Eingabemodus gibt es eine neue Einstellung mit Namen „Direkte Berührung Eingabe“. Apple empfiehlt, diese nur in Verbindung mit den Einstellungen „Zeichen“ oder „Zeichen und Wörter“ beim Sprechen der Eingabe für Softwaretastaturen zu verwenden. Diese Einstellung besagt nämlich, dass man den Bildschirm nur ganz kurz berühren soll, um eine Taste einzugeben. Legt man den Finger zu lange auf eine Taste, wird sie gesprochen und beim Anheben des Fingers nicht eingegeben. Diese Art der Eingabe ist für Leute gedacht, die die Lage der Tasten ihrer Tastatur sehr genau kennen und so sehr schnell schreiben können wollen.

Die Standardeinstellung für diese Rotorfunktion ist jetzt übrigens auch in den VoiceOver-Einstellungen vorbelegbar. Es gibt dafür einen neuen Punkt „Eingabemodus“.

Neue Stimmeneinstellungen 🔗

Der Umschalter „Kompakte Stimme“ ist aus den VoiceOver-Einstellungen verschwunden. Stattdessen gibt es jetzt einen neuen Punkt „Sprachausgabe“, der dem Punkt „Sprachen und Dialekte“ entspricht, aber etwas umgestaltet und erweitert wurde. Hier fügt man wie gehabt diejenigen Sprachen hinzu, die man im Rotor haben möchte und die VoiceOver auch beim automatischen Erkennen von Sprachen z. B. auf Webseiten verwenden soll. Ganz oben legt man die Standardsprache fest, inklusive der Tatsache, ob die Standard- oder Premium-Stimme verwendet werden soll und wie schnell diese spricht.

Sämtliche solche Einstellungen kann man nun für jede weitere hinzuzufügende Sprache einstellen. Für jede Sprache ist einstellbar, ob die kompakte bzw. Standard-Stimme oder die Premium-Stimme heruntergeladen und verwendet werden soll, und wie schnell diese spricht. Für U.S. Englisch gibt es in iOS 8 außerdem die Stimme Alex, die von OS X seit Jahren als englische Standardstimme bekannt ist. Allerdings ist diese den 64-Bit-Geräten, also iPhone 5S oder neuer und iPad Air und iPad Mini mit Retina Display vorbehalten. Ältere Geräte bekommen diese Stimme nicht angeboten. Achtung, der Download ist 805 MB groß!

Zoom 🔗

Der Zoom ist in iOS 8 erheblich erweitert worden. So kann man jetzt einstellen, ob der Fokus verfolgt werden soll oder nicht, ob die Tastatur gezoomt werden soll und ob ein Menü mit Zoomfunktionen angezeigt wird. Auch kann man jetzt festlegen, ob der gesamte Bildschirm oder nur das Fenster gezoomt werden soll. Und letztendlich kann man die maximale Zoomstufe festlegen. Standardwert ist fünffacher Zoom, man kann dies aber auch auf bis zu 15-fach hochdrehen. Ob man das Gerät dann allerdings noch sinnvoll bedienen kann, überlasse ich dem geneigten Leser festzustellen. 😉

Graustufen-Darstellung 🔗

Dieser Punkt befindet sich unterhalb der Einstellung für die Farbumkehr und ist neu in iOS 8.

Sprachausgabe 🔗

Dieser Punkt ist neu und ersetzt die Punkte „Auswahl vorlesen“, „Autotext vorlesen“ und „Autokorrektur und Autogroßschreibung“. Diese sind in dieses neue Dialogfeld gewandert, und die Punkte „Autotext“ und „Autogroßschreibung…“ wurden zu „Autotext“ zusammengefasst.

Bildschirminhalt sprechen 🔗

Außerdem gibt es einen neuen Punkt „Bildschirminhalt sprechen“. Ist er aktiviert, kann man mit zwei Fingern vom oberen Bildschirmrand streichen, um sich eine Webseite, E-Mail, einen Text in iBooks o. ä. vorlesen zu lassen. Auf dem Bildschirm erscheinen dann Wiedergabe-Steuerelemente zum Pausieren und fortfahren und schnellen Spulen vor und zurück.

Diese Funktion ist übrigens auch mit VoiceOver kombinierbar. Man legt zwei Finger an den oberen Bildschirmrand und wartet auf das dezente aufsteigende Tonsignal, das anzeigt, dass jetzt erfolgende Fingerbewegungen direkt an die Anwendung durchgereicht werden. Erforscht man den Bildschirm, während der Bildschirm vorgelesen wird, wird die Vorlesestimme je nach Audioducking-Einstellung leiser gedreht, so dass die VoiceOver-Stimme deutlich besser zu hören ist. Man kann so auch die Wiedergabe-Steuerelemente fürs Vorlesen des Bildschirms bedienen.

Aktiviert man einen dieser drei Punkte, wird der Schalter „Stimmen“ verfügbar, der dem oben schon beschriebenen Dialog für die Sprachausgabe in VoiceOver entspricht, allerdings ohne die Standard-Sprache. Und außerdem sind hier alle verfügbaren Sprachen aufgelistet und konfigurierbar, weil der vorzulesende Text ja in jeder Sprache vorliegen kann und man ohne VoiceOver ja keinen Rotor hat. Außerdem sind die hier gemachten Einstellungen unabhängig von VoiceOver, man kann also fürs Vorlesen des Bildschirms für die gleiche Stimme eine andere Sprechgeschwindigkeit einstellen als bei VoiceOver.

Neue Einstellung Hörgerätbetrieb 🔗

Diese Einstellung findet sich im Dialogfeld „Hörgeräte“ und soll laut Aussage dazu beitragen, die Audioqualität zu verbessern. Auch werden in diesem Dialogfeld jetzt explizit „Made for iPhone“-Hörgeräte verbunden.

Geräuschunterdrückung 🔗

Mit dieser Einstellung werden Umgebungsgeräusche bei Telefonaten unterdrückt, um die Sprachqualität zu verbessern. Dies ist aber nur dann in Anwendung, wenn das iPhone ans Ohr gehalten wird, also nicht im Freisprech-Betrieb.

Videobeschreibungen 🔗

iOS unterstützt jetzt die Wiedergabe von Audiodeskriptionen in Videos. Dieser Punkt findet sich zusammen mit den Untertiteln im neu geschaffenen Abschnitt „Medien“ und legt fest, ob Audiodeskription automatisch abgespielt wird, wenn verfügbar, oder eben nicht.

Neue Optionen beim geführten Zugriff 🔗

Man kann den geführten Zugriff nun auch per Fingerabdruck sperren und entsperren. Weiterhin ist es nun möglich, bestimmte Zeiten festzulegen, zu denen der geführte Zugriff aktiv ist.

Art der Anrufannahme festlegen 🔗

Es ist nun möglich festzulegen, ob Anrufe automatisch (wie bisher) oder immer auf dem angeschlossenen Kopfhörer oder immer beim eingebauten Lautsprecher landen sollen.

Tastaturen 🔗

iOS 8 bietet nun endlich die Möglichkeit, Tastaturen von Drittherstellern systemweit einzubinden und zu nutzen. Und mehrere Hersteller von bekannten Apps haben nicht nur angekündigt, dass ihre Funktionalität in Zukunft per Tastatur zur Verfügung stehen wird, sondern auch, dass diese mit VoiceOver kompatibel sein werden. Dazu gehören natürlich die schon bekannte Tastatur Fleksy, die Snippet-Verwaltung TextExpander (Ankündigung) und der Passwort-Manager 1Password. Andere werden folgen oder haben ebenfalls Tastaturen angekündigt, ob diese alle mit VoiceOver kompatibel sind, muss sich zeigen. Aber die Tastaturerweiterungen ermöglichen natürlich viel mehr Flexibilität und Produktivität, so dass hier eine ganze Reihe von neuen Anwendungen möglich wird.

Notfall-Pass in der Health-App 🔗

In der neuen App Health (Engl. für Gesundheit) kann man sich einen Notfall-Pass einrichten. Dies ist der ganz rechte Tab. Diese Notfall-Informationen können dazu dienen, im Falle des nicht mehr kommunizieren Könnens wichtige Informationen an Personen weiterzugeben, die erste Hilfe leisten oder zu einem Notfall-Team gehören. Hier kann man wichtige Medikationsangaben hinterlegen, seinen Namen, sein Alter und andere relevante Informationen zur Verfügung stellen usw. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Ob ein Diabetiker, der in einen Unterzucker geraten ist und nicht mehr sprechen kann, ein Mensch mit Autismusspektrumsstörung, der unter Stress verstummt, Anweisungen für die Behandlung im Falle eines Bewusstseinsverlustes in der Öffentlichkeit usw.

Diese Informationen sind, sofern hinterlegt, vom Sperrbildschirm aus zugänglich, ohne das iPhone entsperren zu müssen. Der Weg dorthin ist allerdings etwas kompliziert: erst muss man zum Entsperren nach rechts wischen, dann unten links auf „Notfall“ tippen, woraufhin man eine Telefontastatur angeboten bekommt, in der wiederum unten links ein kleiner Link zum Notfallpass steht. Es bleibt zu hoffen, dass Apple diesen Weg in Zukunft noch vereinfacht.

Apple verspricht, dass keine App, die das neue HealthKit unterstützt, auf diese besonderen Informationen zugreifen kann.

Einige nützliche Tipps 🔗

Im Folgenden habe ich einige nützliche Tipps für Neuerungen in an Bord befindlichen Apps zusammengefasst, primär für VoiceOver-User.

Audio-Nachrichten 🔗

In iMessage kann man jetzt Audio-Nachrichten verschicken. Dies funktioniert sogar betriebssystemübergreifend auch mit OS X Yosemite, der neuen Version des Mac-Betriebssystems. Ist das Eingabefeld für eine iMessage leer, einfach die Taste „Audio aufnehmen“ finden und doppeltippen und halten. Nach Beendigung der Aufnahme den Finger anheben, und die Nachricht wird verschickt.

Mailentwurf minimieren 🔗

In Mail kann man jetzt eine im Entwurf befindliche Mail vorübergehend minimieren, um z. B. in einer anderen Mail etwas nachzuschlagen oder eine Info zu kopieren. Neben der Abbrechen-Taste oben links befindet sich eine entsprechende weitere Taste. Genauso kann man das Fenster wiederherstellen, indem man die entsprechende neue Taste im normalen Mail-Fenster betätigt. Nicht-VoiceOver-Anwender ziehen das Entwurfsfenster nach unten weg bzw. wieder nach oben.

Apple Pay 🔗

Apple hat auf der Veranstaltung, auf der das iPhone 6 und iPhone 6 Plus vorgestellt wurden, auch einen Bezahldienst namens Apple Pay angekündigt. Mit einem in diese beiden neuen iPhones eingebauten NFC-Chip und den Fingerabdruck-Sensor wird ein Bezahlvorgang ermöglicht, der kein Herumhantieren mit einer Plastikkarte, eine PIN-Eingabe oder eine Unterschrift mehr erfordert. Der Händler bekommt nicht einmal die Kontodetails oder Kreditkartennummer übermittelt. Dieser Dienst startet im Oktober in den USA, und ich hoffe, dass er seinen Weg schnell auch nach Deutschland findet! Als jemand, der schon mal per EC-Karte um einige tausend DM (ja, ist schon eine Weile her) erleichtert wurde, weil ihm ein „Freund“ beim Geld Abheben bzw. der PIN-Eingabe trotz Absicherung über die Schulter schauen konnte, sehne ich den Tag herbei, an dem wir nicht mehr mit Bargeld oder Plastikkarten hantieren müssen. Apple Pay hat das Potential, als erste Bezahlfunktion per Smartphone endlich massentauglich zu werden. Alles, was PayPal und andere bisher so gezeigt haben, krankt immer noch an zuviel Umständlichkeit. Auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen dürfte diese Zahlungsmethode interessant werden, weil sie wenig Bewegung erfordert.

Fingerabdruck als Zugang zu Daten in Apps 🔗

Apropos Absicherung mit dem Fingerabdruck: Apple hat den Zugang zu Touch ID in iOS 8 auch Apps von Drittherstellern geöffnet. Dieser Zugang schließt quasi bestimmte angeforderte Datensätze im Schlüsselbund auf. Es findet also keine Übertragung des tatsächlichen Fingerabdrucks statt. Ähnlich wie in iTunes und dem App Store wird es so zukünftig auch in Apps von anderen Entwicklern möglich sein, Transaktionen oder Authentifizierungen mit dem Fingerabdruck durchzuführen. Natürlich nur auf unterstützten Geräten, also ab iPhone 5s aufwärts. Auch dies bedeutet wieder ein höheres Maß an Sicherheit, da man nicht mehr Gefahr läuft, beim Eintippen des Kennworts oder einer PIN diese von den Fingern abgeguckt zu bekommen. Es ist also zu hoffen, dass viele App-Entwickler diesen Mechanismus in Zukunft nutzen werden!

Leider auch ein paar Bugs 🔗

Wie bei jeder ersten Version eines neuen Releases leider fast schon üblich, gibt es auch in iOS 8 ein paar nervige Bugs, die hoffentlich bald behoben sein werden. Zu diesen gehören:

  • Selbst wenn man das Sprechen der Eingabe auf „Wörter“ oder „Keine“ gestellt hat, werden alle eingegebenen Zeichen in fast allen Apps von VoiceOver gesprochen.
  • In der letzten Reihe der Apps auf den Home-Bildschirmen ist es nicht möglich, durch Doppeltippen und Halten den Bearbeitungsmodus einzuschalten. Workaround: Einfach irgendwoanders starten, danach sind die Apps der unteren Reihe lösch- und bearbeitbar.
  • Auf manchen Geräten wird die Statuszeile direkt über einer Dritthersteller-Tastatur dupliziert. Ich war in der Lage, eine Tastatur im Betatest auszuprobieren und sah dieses Phänomen auf meinem iPhone 5s, aber nicht auf dem iPad Air. Mir wurde bestätigt, dass dies auch mit einer zweiten Tastatur eines anderen Herstellers passiert, ist also ein generelles VoiceOver- bzw. iOS-Problem. Scheint aber nur für VoiceOver so auszusehen, visuell sieht alles ganz normal aus.
  • Im Web gibt es weiterhin einige Unstimmigkeiten beim Bearbeiten von Textfeldern. Es ist etwas besser geworden als in iOS 7, aber immer noch nicht perfekt.
  • Auf meinem iPhone 5s sagt VoiceOver bei der automatischen Bildschirmsperre nicht „Bildschirmsperre“, sondern „Code eingeben“.
  • Beim kontinuierlichen Lesen z. B. in der Kindle-App bleibt VoiceOver manchmal beim Umblättern hängen. Ob dies ein VoiceOver-Bug ist oder durch ein iOS-8-Kompatibilitäts-Update der Kindle App behoben wird, bleibt abzuwarten.

Weiterhin vermeldet der Entwickler der beliebten Navigations-App BlindSquare GPS, dass die Acapela-Stimmen für iOS 8 zunächst nicht zur Verfügung stehen, sondern ein Update brauchen. Der Entwickler von Voice Dream Reader, der diese auch nutzt, hat sich bisher nicht geäußert, es könnte aber auch hier zu Problemen kommen. Workaround: Auf die iOS-Stimmen umschalten, die beide Apps unterstützen.

Für Entwickler 🔗

Entwickler können jetzt abfragen, ob bestimmte visuelle Anpassungen ein- oder ausgeschaltet sind, und können ihr Design entsprechend anpassen, um auf die Nutzerwünsche Rücksicht zu nehmen.

Weiterhin ist es möglich, eigene Aktionen für den VoiceOver-Rotor zu definieren, so dass z. B. Wischgesten nach links und rechts, wenn VoiceOver ausgeschaltet ist, hier für VoiceOver leichter zugänglich gemacht werden können, ohne gleich auf so aufdringliche Dinge wie extra Alert Views zurückgreifen zu müssen.

Für diese und alle weiteren neuen Möglichkeiten empfehle ich Entwicklern das Anschauen des 2014er iOS Accessibility Videos von der WWDC und das Studium der zugehörigen Beispiel-App HelloGoodbye. Ein Update meiner Seite zur Zugänglichkeit für VoiceOver folgt in den nächsten Tagen.

Fazit 🔗

Wie dieser Artikel zeigt, gibt es viele neue Funktionen und Möglichkeiten für Entwickler, diese auch auszunutzen. Die Möglichkeiten, die sich durch die Brailleeingabe, die Tastaturen, die Unterstützung von Touch ID und andere neue Funktionen bieten, machen Spaß und Lust auf mehr! Die neuen Einstellmöglichkeiten für die Darstellung beim Zoom, Farben abdunkeln o. ä. haben in meinem Umfeld schon für viel Wohlwollen gesorgt, nicht nur bei Sehbehinderten. Die Bildschirm-Lesen-Funktion eröffnet z. B. Autofahrern ganz neue Möglichkeiten, Inhalte auf ihrem iPhone zu konsumieren, ohne die Aufmerksamkeit von der Straße nehmen zu müssen.

Trotz der oben aufgeführten Bugs ist iOS 8 definitiv ein sehr lohnenswertes Upgrade, das viele tolle neue Funktionen bietet, deren ganzes Potential sich erst im Alltagsgebrauch erschließt.

Viel Spaß beim Entdecken!