Seit ein paar Tagen gibt es bei uns im Haushalt nicht nur ein iPad Pro, sondern auch das zugehörige neue Magic Keyboard von Apple dafür. Hier mein Testbericht.

Beschreibung 🔗

Das Magic Keyboard ist eine Tastatur mit TrackPad. Sie kommt als vollständige Hülle daher. Im zugeklappten Zustand schützt die Tastatur das Display, und der Rest die Rückseite des iPads. Sie ist für die iPad-Pro-Modelle mit 11“ und 12.9“ verfügbar, sowohl die 2018er Ausgabe als auch die 2020er Modelle, die Apple im März diesen Jahres vorgestellt hat.

Die Tastatur ist eine normal große Apple-Tastatur mit Scherenmechanik. Apple gibt an, dass hier dieselben Tasten zum Einsatz kommen wie im 16“-MacBook-Pro aus dem Herbst 2019 und dem MacBook Air 2020. Das Tippgefühl ist jedenfalls sehr angenehm, und man kann wahnsinnig schnell und präzise darauf schreiben. Lediglich eine Reihe mit Funktionstasten fehlt.

Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn auf die Fläche muss ja auch noch das TrackPad passen. Dieses befindet sich wie bei Apple üblich vor der Tastatur. Es ist kleiner als bei MacBooks, hat jedoch sonst die gleichen Eigenschaften. Die Oberfläche ist aus Glas, das TrackPad ist überall klickbar. Hiermit lassen sich Apps seit iPadOS 13.4 präzise mit einer Maus steuern. Gerade Sehende oder Sehbehinderte, die damit gern Text markieren, werden dies sehr zu schätzen wissen.

Das TrackPad unterstützt diverse Fingergesten. So kann man mit einem Wisch von unten mit drei Fingern zum Home-Bildschirm gelangen, oder man stoppt auf halber Länge und öffnet so den App-Umschalter. Auch VoiceOver-Nutzer können das TrackPad nutzen, mehr dazu in einem eigenen Abschnitt weiter unten.

An die Tastatur schließt sich das Scharnier an. Dies geht über die ganze Breite und hat auf der linken Seite einen USB-C-Anschluss zum Laden des iPads. Dadurch ist der USB-C-Port am iPad selbst für andere Geräte wie z. B. Massenspeicher weiterhin frei verfügbar.

Die Rückseite ist zweigeteilt. Der untere Teil ist mit dem Scharnier verbunden und lässt sich in einem Winkel bis etwa 45° aufklappen. Dies ist recht schwergängig, um die nötige Stabilität zu gewährleisten. Es schließt sich nämlich eine frei bewegliche obere Hälfte an, die direkt ans iPad andockt. Hier befindet sich der neue Smart Connector-Anschluss, über den das iPad Die Tastatur inklusive Hintergrundbeleuchtung und das TrackPad mit Strom versorgt.

Auspacken, anschnatzen, geht 🔗

Ja, die Inbetriebnahme des Magic Keyboard ist wirklich so einfach. Man packt es aus, klappt es auf, hält das iPad im Querformat mit dem USB-C-Port nach rechts an den oberen Teil des Deckels, und dieser saugt sich magnetisch am iPad Fest. Dadurch wird auch der neue Smart Connector sofort aktiv, die Tastatur ist binnen Sekundenbruchteilen einsatzbereit. Man braucht nichts einzustellen, keine Bluetooth-Verbindung herzustellen oder ähnliches.

Das ipad schwebt dann oberhalb des Magic Keyboard und ist in einem gewissen Radius verstellbar. Dadurch, dass es frei schwebt, ist es näher an den Fingern als bei herkömmlichen Tastaturhüllen. Das iPad ist und bleibt ein Gerät, das zuvorderst per Berührung bedient wird. Außerdem kann man es so leicht an der unteren Kante fassen und wieder abziehen, um es als Tablet zu benutzen. Der Winkel dürfte für die meisten Belange so einstellbar sein, dass ein angenehmes Arbeiten für Touch und Augen gewährleistet ist. Und auch das Zuklappen ist eine einzige Bewegung, so dass man schnell ein kompaktes Gerät hat, das man in eine Tasche oder einen Rucksack stecken kann.

Das Magic keyboard ist schwer. Das ist aber auch gut so, denn es bildet das nötige Gegengewicht zum schwebenden iPad. So ist es mir nicht gelungen, die Konstruktion selbst auf dem Schoß leicht zum Überkippen nach hinten zu bekommen. Natürlich kann man mit entsprechender Einwirkung jede Konstruktion zu Fall bringen, aber ein versehentliches Kippen nach Hinten oder gar Abrutschen des iPad aus der Halterung ist so sehr schwer möglich. Die Konstruktion steht auch stabil auf dem Schoß, im Gegensatz zu den Smart Keyboards und vielen anderen Hüllen, oder gar dem Microsoft Surface Pro mit seinem Kickstand und angeschlossenem Type Cover.

Schreibgefühl 🔗

Wie schon auf den Apple-Tastaturen vor den Butterfly-Keyboards kann ich auch auf dieser Tastatur gefühlt stundenlang schreiben, ohne zu ermüden. Sowohl die Tastaturen mit Butterfly-Mechanik als auch das Smart Keyboard für die diversen iPad-Generationen fühlen sich für meine Finger sehr hart an. Das Schreiben wird so sehr schnell unangenehm. Auch ist der Anschlag so unpräzise, dass er mit meinem Schreibtempo oft nicht mit kam und Buchstaben einfach nicht ankamen, selbst wenn die Tastatur kein Butterfly-typisches mechanisches Schmutzproblem hatte. Diese ganzen Probleme gehören mit dem Magic Keyboard der Vergangenheit an.

Für Sehende und Sehbehinderte interessant ist noch, dass die Tastaturbeleuchtung sich abhängig vom Umgebungslicht hochregelt. Sie nutzt dafür die Informationen aus dem Lichtsensor des iPads. Aber in den Einstellungen, Allgemein, Tastaturen, Hardware-Tastatur gibt es auch einen Regler zur manuellen Einstellung der Helligkeit.

Das TrackPad und VoiceOver 🔗

Auch für Blinde ist das TrackPad nicht unnützes Beiwerk. Ist das Magic Keyboard angeschlossen, gibt es in den VoiceOver-Einstellungen mehrere weitere Punkte zum Steuern des Verhaltens, wenn das TrackPad benutzt wird.

Zum einen kann man hier einstellen, ob das Element unter dem Mauszeiger überhaupt gesprochen werden soll. Ist dies aktiv, kann man einstellen, wie lange der Mauszeiger ruhig auf einem Element ruhen muss, bevor VoiceOver diesen spricht. Standardmäßig sind das 300 Millisekunden.

Zum anderen kann man einstellen, ob eine Cursorverfolgung stattfindet. Standardmäßig ist diese ausgeschaltet, man kann aber natürlich bei eingeschaltetem Sprechen des Elements unterm Mauszeiger mit dem TrackPad klicken und so eine Aktion auslösen. Weiterhin kann man wählen, ob der Mauszeiger dem VoiceOver-Cursor folgt, dieser also überall dorthin springt, wo man selbst auch mit dem Finger hin wischt oder tippt. Oder man stellt ein, dass der VoiceOver-Cursor dem Mauszeiger folgt. So ist das aktive VoiceOver-Element automatisch das, auf das auch der Mauszeiger zeigt. So ist für jeden Anwendungsgeschmack eine Einstellung möglich.

Meine Meinung 🔗

Das Magic Keyboard fürs iPad Pro ist endlich ein solides Zubehör. Es beseitigt die Kinderkrankheiten nicht nur der Butterfly-Tastaturen im allgemeinen, sondern auch die des Smart Keyboards bzw. Smart Folios fürs iPad Pro. Durch die Integration der Maussteuerung in iOS und iPadOS 13 und dementsprechenden TrackPad ist das iPad Pro mit Magic Keyboard inzwischen tatsächlich ein vollwertiger Notebook-Ersatz für fast alle Anwendungsgebiete. Gerüchteweise soll in iPadOS 14 ja sogar eine vollwertige Entwicklungsumgebung ausgeliefert werden, so dass man iOS-Anwendungen direkt am iPad erstellen können soll. Ob das so kommt, werden die nächsten Monate zeigen, konsequent wäre es aber.

Denn auch preislich erreicht diese Kombination ein Niveau, das dem eines MacBook der Einsteiger- bis unteren Mittelklasse nahe kommt. Apple hat ja den Preis des iPad Pro in den letzten Jahren schrittweise immer etwas angehoben und dann mit dem iPad Air 3 ja sogar noch ein Mittelklasse-iPad in die Produktlinie eingefügt, um alle möglichen Anwendungsbereiche abzudecken. Und die Tatsache, dass auch das iPad Pro von 2018 von diesem Keyboard unterstützt wird, zeigt, dass Apple dieses Keyboard schon länger in der Planung hatte. Apple plant erfahrungsgemäß immer langfristiger als nur von einem Produkt zum nächsten. Das zeigt sich auch hier.

So steht auch nicht zu befürchten, dass Apple sich mit dieser Produktlinie selbst schaden könnte. Klar werden iPad-Verkäufe in dieser Kombination und mit den Vorteilen des Touch Screens einige Mac-Verkäufe kanibalisieren. Der Mac wird im Angesicht der Variabilität des iPad immer unattraktiver. Ich selbst bin inzwischen auf ein iPad als mein privates Produktivitätsgerät umgestiegen. Denn selbst zugängliche Audio- und Videobearbeitung sind inzwischen damit möglich.

Mein nächstes iPad wird definitiv ein Pro mit Magic Keyboard. Denn die Kombination, die ich für diesen Blogbeitrag getestet habe, ist die meiner Herzdame. Das 12.9“ iPad Pro ist mir persönlich nämlich zu groß, ich werde mich für die kleinformatigere Variante entscheiden. Diese ist abgesehen vom Format leistungsmäßig identisch.